Über die Jahrhunderte hinweg finden sich in der Kunstgeschichte Systematisierungen visueller Phänomene von Farbe durch Künstler und Gelehrte, die sehr häufig nicht nur in schriftlichen Abhandlungen niedergelegt, sondern auch mit Diagrammen veranschaulicht werden. Analyse und Emotion, Geist und Gefühl durchdringen den Kosmos von Kunstliteratur und Lehre als Hintergrund für die künstlerische Praxis. Farbkreise oder Farbkugeln gehören dabei zu beliebten Anschauungsmodellen, verbinden sie doch wissenschaftliche Erscheinungsweise mit ästhetischer Deutlichkeit. Stark vertreten ist diese Neigung unter deutschen Gelehrten und Künstlern gewesen. So hat Johann Wolfgang von Goethe seine Farbenlehre (1810), die sich im bewussten Widerspruch zur naturwissenschaftlichen Empirie Isaac
Max-Pechstein-Preis, Zwickau 2019 Der Titel von Henrike Naumanns Rauminstallation DDR Noir. Schichtwechsel referiert auf den Film noir, mit dem vornehmlich die amerikanischen Kriminalfilme der 1940er und 1950er Jahre bezeichnet wurden, geprägt durch eine desillusionierte Weltsicht und deprimierte, verbitterte Typen, viel Schatten, starke Schwarz-Weiß-Kontraste und häufige Rückblenden. Verbunden mit der DDR, stellt sich bei mir eine Kette an Assoziationen ein: düstere Landschaften, vom Tagebau erodiert, graue und giftige Luft, verschmierte und dreckige Gesichter von Bergwerksarbeitern, Familiendramen und Enge. (Bilder, die sich durchaus auch mit bestimmten Regionen Westdeutschlands wie dem Ruhrgebiet einstellen könnten.) Ein solcher Rückblick auf die DDR
Freie Presse: Herr Bußmann, es scheint, als hätten Kunstmuseen vor allem mit großen Gemäldeschauen wie etwa ihrer David‑Schnell‑Ausstellung Erfolg. Was macht denn gerade Gemälde so überaus attraktiv? Frédéric Bußmann: Ich weiß nicht, ob das so ist. Unsere Bauhaus‑Textil‑Ausstellung läuft zum Beispiel auch sehr gut. Es gibt im Augenblick durchaus auch eine Rückbesinnung auf das Künstlerisch-Handwerkliche. Aber klar, die Malerei gilt nach wie vor als Königsdisziplin der Künste. Vielleicht nicht unbedingt immer zurecht, ein Gemälde ist ja nicht zwangsläufig auch künstlerisch immer das Interessanteste. Andererseits gibt es aber auch viele wirklich sehr gute Malerinnen und Maler. Wir werden